In der Immanuelkirchstraße im Prenzlauer Berg stehen Gruppen von Leuten und schauen nachdenklich in die Bäume. Dort hängen schwarze Lufballons, und an den Luftballons hängen Babyschnuller, deren Spitzen in roter Farbe getränkt zu sein scheinen. Ein starkes Bild, das die Passanten offenbar teils irritiert, meist aber mit nachdenklichen Gesichtern zurücklässt.
Die Luftballons legen eine Spur zur Rundgangsausstellung in der Schule für Bildende Kunst und Gestaltung (SBKG) in der Immanuelkirchstraße 4 und sind Teil von Installationen, bei denen die Räume der Kunstschule mit dem öffentlichen Raum verbunden werden.
Ayfer Aksakal, die Künstlerin und SBKG-Studentin, die hinter der Installation steht, erzählt: „Die Idee zur Installation entstand aus dem emotionalen Schock, den das weltweit durch die Medien gegangene Bild des tot an den Strand gespülten Flüchtlingsjungen bei mir ausgelöst hat. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte und habe nach Wegen gesucht, diese Gefühle zu kanalisieren.“
„Die erste Idee zur Installation kam mir, als meine Schwester die Schnuller meiner Nichte wegwerfen wollte und ich sagte: Nein, ich mache etwas daraus. Dann kamen die schwarzen Luftballons hinzu, das Blutrot auf den Schnullerspitzen. Der gesamte Entwicklungsprozess hat sich aber über fast sieben Monate hingezogen.“
Die Installation verbindet kontrastreich und subtil die Elemente Trauer und Tod, aber auch Hoffnung und starke Gefühlsbindung. Ayfer Aksakal erklärt: „Ich habe die Installation ‘Gözümü nuru’ genannt. Das ist eine türkische Redewendung, die soviel heißt wie ‘Du bist das Licht meiner Augen’. Dies sagt man zu Kindern, um sie der Liebe und der Zuneigung zu versichern. Im Kontext der Installation, bei der die Ballons überall, von den Bäumen und von der Decke der Kunstschule hängen, heißt dies: Die Liebe und die Hoffnung sind überall. Aber auch: Kinder sterben überall auf der Welt durch Krieg und Gewalt.“ Ein starkes Statement, für das Ayfer Aksakal einen bewegenden und feinsinnigen Ausdruck gefunden hat.