Text von Leona Bellinda Schröder
Agi hat sich in der Abschlussarbeit im Bereich Illustration mit einem zugleich verstörenden, aber auch weitgehend unbeachteten Problem unserer Gesellschaft beschäftigt: mit ritueller Gewalt. Diese wird meist fern der Öffentlichkeit ausgeübt. Viele Betroffene schaffen erst spät einen Ausstieg aus der Sekte und haben lange Zeit mit psychischen Folgen von der Gewalterfahrung zu tun, die sie durchleben mussten.
Inspiriert durch die Realität
Die Idee zur Abschlussarbeit beruht auf wahren Begebenheiten. Eine Sozialarbeiterin hatte Agi von Opfern ritueller Gewalt erzählt. Eine Frau hatte es nach 14 Jahren Folter und Martyrium geschafft, sich von ihrer Sekte abzuwenden.
Agi begann, sich für das Thema zu interessieren, und begann zu recherchieren. Nicht nur über die Formen ritueller Gewalt, sondern auch über die Folgen, mit denen die Opfer oft noch lange Zeit zu kämpfen haben. Unzählige Dokumentationen und Berichte später stand der Entschluss fest, die Abschlussarbeit an der Kunstschule hierüber anzufertigen. Basierend auf Erzählungen und den Rechercheergebnissen entstanden in Agis Kopf Bilder, aus der die Geschichte der jungen Frau Joana entstand. Der Betrachter kann in Agis Bilderreihe nachempfinden, welchen Weg Joana gehen muss, um sich von der Sekte zu distanzieren, und es schließlich schafft, ihre Peiniger endgültig zu verlassen.
Mut zur Unvollkommenheit
Der Künstler Peter Bankov gab an der Kunstschule einen Workshop zum Thema chinesische Tuschezeichnung. Hier erfuhr Agi, wie man mit dem traditionellen Handwerk wunderbare Zeichnungen anfertigen kann. Agi war begeistert von der Unvollkommenheit, die mit dieser Technik einhergeht, und wählte sie aus, um die Abschlussarbeit anzufertigen.
Agi möchte die Bilderreihe in verschiedenen Galerien europaweit ausstellen. Außerdem hat Agi die IHK-Prüfung in Kunstpädagogik absolviert und möchte zukünftig mit Kunst und Menschen zusammen arbeiten.
Agi und die Kunstschule
Die familiäre Atmosphäre an der Schule hat Agi ganz besonders gefallen – das Feedback, das man untereinander geteilt hat und die netten sozialen Kontakte, sowohl unter den Teilnehmern als auch unter den Dozenten.