Text von Leona Bellinda Schröder
Natalie hatte die Idee zu ihrem Film “Wie die Zeit vergeht” schon vor einem Jahr. Sie führt selber eine Fernbeziehung und weiß, wie es sich anfühlt, wenn der Lieblingsmensch nicht da ist. Es geht nicht nur um das Alleinsein. Die Künstlerin kann über Unterschiede in ihrer zeitlichen Wahrnehmung berichten, abhängig davon, ob der andere gerade in der Nähe oder weit weg ist. Dieses Phänomen verarbeitet sie in ihrem Animationsfilm, in dem sie den Zuschauer mit auf eine Reise in die Welt der verschobenen Zeitwahrnehmung nimmt.
Aus zwei mach eins: Vereinigung der Lieblingstechniken
Mit ihrer Idee fertigte Natalie ein Storyboard und ein Konzept an. Hierin sind beide ihrer Lieblingsdisziplinen vereint: Comic und Film. So wurde der Absolventin eine Entscheidung zwischen dem reinen Zeichnen und dem Genre Film erspart – etwas, worüber sie sich sehr freut. Bewusst wählte sie einen minimalistischen Zeichenstil: Ihre Charaktere und die Umgebung, in der sie agieren, bestehen nur aus Outlines. Obwohl sie keine Farben verwendet, kann der Zuschauer emotional nachempfinden, was in dem jungen Paar vorgeht.
Zeit ist relativ?
Die Handlung findet ausschließlich auf einem Bahnsteig statt. Der Zuschauer sieht, wie eine junge Frau auf den Zug wartet, in dem ihr Partner ankommt. Das Ticken des Sekundenzeigers begleitet durch den gesamten Film. Während die Protagonistin wartet, ist das Ticken endlos langsam im Hintergrund zu hören. Anders hört es sich an, als sie mit ihrem Freund zusammen ist; die Zeit scheint zu fliegen, und im Nu ist die gemeinsame Zeit vorbei. Dann steigt der Partner wieder in den Zug und fährt los; sie fühlt sich allein.
Natalie und die Kunstschule
Natalie Heinrich hatte sich damals direkt nach dem Abitur für die Kunstschule entschieden, weil ihr der eigene Studienwunsch noch nicht ganz klar war. Auf jeden Fall wollte sie etwas im künstlerischen Bereich studieren. Hierfür empfand sie die Kunstschule als perfekt geeignet: Um sich zu orientieren und die Basistechniken zu erlernen. Was der jungen Absolventin am allerbesten gefallen hat, war die familiäre Atmosphäre und die Vielseitigkeit des Lehrangebots.
Mit ihrem Film bewirbt Natalie sich an verschiedenen Universitäten für ein Studium im Bereich Animationsfilm.
Wenn Natalie Superkräfte hätte, würde sie die Masse und Anzahl von Dingen verändern.