Die in Moskau geborene Künstlerin stellt europaweit ihre Gemälde aus. Neuerdings werden ihre konstruierten Industrielandschaften zur künstlerischen Dokumentation des Projektes Stuttgart 21. Im Interview spricht sie vom Glück des Künstlerlebens.
Frau Kazakova, wie sind Sie eigentlich zur Kunst gekommen?
Seit meinem Urgroßvater sind alle in der Familie Künstler. Wirklich alle. Mich hat keiner gefragt.
Ihre Arbeit setzt industrielle Motive in einen fantastischen Kontext. Was inspiriert Sie zur Ihren Kunstwerken?
Diese Bauten, Zeugen der industriellen Revolution, stehen heute da, alleingelassen und missliebig wie Frankensteins Monster. Ihre Ästhetik geht immer mehr verloren. Es ist sicher eine Art von Melancholie, die mich zu meiner Arbeit inspiriert.
Ist Ihr Leben als Künstler anders als das von anderen Menschen?
Es ist weniger strukturiert, ein Leben in Schüben. Mal arbeite ich rund um die Uhr für eine Ausstellung. Dann habe ich einen Monat lang Pause und mache gar nichts.
Ein Leben in Phasen also. Ein Gewinn?
Die Euphorie gibt es in anderen Berufen nicht. Wenn ich meine Idee fertig materialisiert vor mir sehe, genau so, wie ich sie im Kopf hatte. Das ist das größte Glück. Wie eine Geburt.
Wie ist der Prozess bis zur Geburt?
Der wiederum ist sehr strukturiert. Weil ich meine Bilder konstruiere, um Tiefe zu erzeugen, muss ich jeden Schritt genau durchdenken. Am Anfang steht ein Objekt oder ein Foto aus meinem Archiv, das die Fantasie anregt. Dann kommt die Skizze, ich habe ein klares Bild im Kopf. Ich plane Schicht für Schicht, gehe nach und nach durch den Prozess.
Sie stellen aus, geben aber auch Workshops und Kurse, zum Beispiel für Kinder. Welchen Rat würden Sie Künstlern geben, die von ihrer Kunst leben wollen?
Nehmt Euch nicht zu ernst. Die Distanz zur eigenen Arbeit ist wichtig. Sonst wird Bildkritik zu persönlicher Kritik. Die tut weh und frustriert so, dass man nicht weiter machen kann.
Was fällt Ihnen beim Arbeiten am Schwersten? Haben Sie einen inneren Schweinehund?
(lacht) Die Prokrastination bekämpfen! Das muss ich machen. Zeitdruck hilft unglaublich.
Yulia Kazakova war Meisterschülerin an Berlins Universität der Künste und unterrichtet heute an der Kunstschule Berlin. Darunter Kurse für Studenten der künstlerischen Ausbildung sowie Kinderkurse an der hauseigenen Kindermalschule Berlin.